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Die klingende Stadt

Liegende Orgel, seelische Wellnesskur und musizierender Tod

1. Juni 2023

 

Wie würde diese Stadt als musikalisches Werk wohl klingen? Der türkisgrüne Lech summt mal lauter, mal leiser im Hintergrund seinen Grundton – vor allem im Frühjahr und Sommer begleitet von den vielen Vögeln, die im Baumgarten neben dem Hohen Schloss und in den Wäldern rings um Füssen in den Kronen zwitschern. Für majestätische Töne sorgen die historischen Gebäude und barocken Kirchen. Die mittelalterlichen, bunten Häuserfassaden schweben als spielerische Elemente beschwingt darüber. Dazwischen als Allegro das muntere Leben in den Altstadtgassen mit den kleinen Cafés. Ohne Zweifel eine spannende Komposition.

 

 

Füssen ist musikgeschichtlich ein richtiger Schatz: Die Stadt gilt als Wiege des Lautenbaus in Europa und war später ein bedeutendes Geigenbauzentrum. Damit ist ein erster musikalischer Schwerpunkt schon gesetzt und mit dem Festival „vielsaitig“ wird dieses Erbe jedes Jahr unter einem anderen Motto neu präsentiert.

Doch es gibt noch weitere interessante Veranstaltungen und Plätze, für die es sich lohnt, nach Füssen zu reisen und die Klänge dieser Stadt abseits der großen Musikmetropolen zu erkunden.

 

 

Das Museum der Stadt Füssen,  wo diese Schatztruhe steht, markiert sozusagen die Geburtsstätte der Musik in der Lechstadt: das ehemalige Benediktinerkloster St. Mang. Der Bischof von Augsburg gründete es im 9. Jahrhundert an der Stelle, an der sich rund 100 Jahre zuvor der Wandermönch Magnus niedergelassen und seine Zelle gebaut hatte. Beinahe 1000 Jahre war die Abtei mit nicht nur das religiöse Zentrum der Region, sondern hatte auch eine weit über das Allgäu hinausgehende wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung. Davon zeugt die beeindruckende Klosteranlage.

 

 

Noch heute lässt sich an vielen Stellen im Kloster die Verbindung des Klosterlebens der Mönche mit der Musik ablesen. Die Benediktiner legten viel Wert auf Bildung und orientierten sich an den septem artes liberales, den sogenannten sieben freien Künsten. Das war eine bereits in der Antike festgelegte Auswahl an Studienfächern, zu denen neben Astronomie und Geometrie auch die Musik gehörte. Die artes liberales sollten zur „freien“ Bildung eines Menschen beitragen.

Nicht zuletzt aus diesem Gedanken heraus ist der Speisesaal (Refektorium) durch ein großes Oval an der Decke mit der darüberliegenden eindrucksvollen Klosterbibliothek verbunden – symbolisch zu verstehen als geistige Nahrung, die über der leiblichen schwebt. Und in der Bibliothek selbst wird die Galerie von lebensgroßen Putten gesäumt, die mit ihren Attributen die sieben freien Künste repräsentieren. Sie vermessen den Sternenhimmel oder halten eine Schriftrolle in ihren kleinen Händen – oder musizieren.

 

 

Die Benediktiner waren der Musik sehr zugeneigt. Sie spielten eine wichtige Rolle bei der Bewahrung musikalischer Traditionen. Ihr Erbe zu pflegen ist uns sehr wichtig“, meint Karina Hager, die das Kulturamt der Stadt leitet und von der Füssener Musikgeschichte immer wieder begeistert ist. „Wir wollen diese Geschichte vor allem durch Konzerte vermitteln. So gibt es seit 1951 die Kaisersaalkonzerte, seit 2002 das Festival „vielsaitig“, das thematisch an den Lauten- und Geigenbau anknüpft, der sich von hier über ganz Europa ausgebreitet hat.

 

 

Das Kloster St. Mang war ein wichtiger Auftraggeber für die Handwerker, die sich rund um die Abtei angesiedelt hatten. Auch zahlreiche Instrumentenbauer waren darunter.

Zusätzlich profitierten sie vermutlich von den fast vierzig Besuchen von Kaiser Maximillian I. in Füssen. Er soll ein großer Förderer der Musik gewesen sein. Häufig reiste er mit den Instrumentalisten seiner Hofkapelle sowie den berühmten Komponisten Paul Hofhaimer, Heinrich Issac und Ludwig Senfl an, wenn er sich als Gast des Augsburger Fürstbischofs Friedrich von Zollen im Hohen Schloss zu Füssen aufhielt. Immer wieder besuchte der Kaiser bei seinen Aufenthalten auch die Gebetsstunden und Gottesdienste in der Klosterkirche St. Mang. Mit Abt Benedikt verband ihn eine enge Freundschaft. Es ist anzunehmen, dass die Kaiserbesuche Einfluss auf die musikalische Entwicklung von Kloster und Stadt hatten, dass Kontakte zwischen den Hofmusikern, Komponisten und den Füssener Instrumentenbauern entstanden und Aufträge an letztere vergeben wurden.

All das beeinflusste auch das Leben der übrigen Bewohner in Füssen. Zum Kloster gehörte eine Konventschule, in der die Bürgerkinder intensiv musikalisch ausgebildet wurden, also neben schreiben und lesen auch singen lernten sowie später auch Instrumente spielten. Es ist sogar überliefert, dass sich die Eltern über die vielen Singproben beschwert hätten und dies sogar den Fortbestand des Klosters gefährdet hätte.

Für die Füssener Bürger war der Besuch der Gottesdienste in St. Mang oft auch die einzige Gelegenheit, gehobene Musik zu hören. Die Benediktiner sahen es als ihren Auftrag an, sie mehr und mehr von der einfachen, volkstümlichen Musik der Spielmannsleute abzubringen und sie durch die Erfahrung geistlicher Musikwerke zu bilden.

 

 

 

Selbst der Tod kam im Füssener Benediktinerkloster und in den Kirchen musikalisch daher – jedoch nicht erhaben, sondern laut und derb. Häufig spielt er In den erhaltenen Darstellungen Schalmei, Cister oder Trommel, wenn er die Menschen für ihre Reise in die Ewigkeit abholt. Eindrucksvoll zeigt das der monumentale Füssener Totentanz in der Annakapelle von St. Mang, der zu den bedeutendsten Darstellungen dieser Art in Europa zählt. Zwanzig Einzelbilder erzählen davon, wie der Tod jede und jeden irgendwann ereilt, undabhängig von Position, Stand oder Lebensalter. Zu einigen Darstellungen wie dem Blumen pflückenden Tod gibt es auch Lieder, zum Beispiel „Es war ein Schnitter, heißt der Tod“.

 

 

Das mittelalterliche Musikleben im Kloster war durch die Lebensordnung vorgegeben, die aus der Benediktregel, der Haus- und der Liturgieordnung bestand. Für die Mönche begann der Tag mit den Laudes bei Sonnenaufgang und endete mit dem Nachtgesang, der sogenannten Komplet.

Über den Tag trafen sie sich im Chorgestühl der Klosterkirche und huldigten Gott mit dem sogenannten Stundengebet – vermutlich ab dem 5. Jahrhundert nicht mehr nur sprechend sondern auch singend: Die Geburtsstunde des gregorianischen Chorals. Er gliederte bald den klösterlichen Alltag und galt bei den Benediktiner als höchste Form, Gott zu verehren. Der Gesang sollte und soll eine spirituelle Atmosphäre schaffen und die Kontemplation fördern.

Hier ein Singbeispiel mit den Musikerinnen Petra Jaumann-Bader und Helene von Rechenberg, die sich über die Kirchenmusik kennengelernt haben und sich beide für die Pflege des musikalischen Erbes in Füssen engagieren.

 

Diese sorgfältige Verbindung von Musik und Wort aus biblischen Texten wird heute als Grundlage für die Entwicklung der Musik in Westeuropa insgesamt angesehen. Die Mönche sangen zunächst einstimmig, später experimentierten sie, indem sie lange Töne verzierten, den Choral mit langen Bourduntönen unterlegten, oder mit „Quint- und Oktavorgnani“ erste Schritte zur Mehrstimmigkeit wagten. Mit Erfindung der Notenschrift im 11. Jahrhundert konnten die einfachen Kompositionen erweitert werden und sich zu größeren, viel komplexeren Werken entwickeln.

 

Porträt von Gallus Zeiller im Museum im Grünen Haus, Reutte  © Ricardalovesmonuments , eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

 

Fast in jedem Benediktinerkonvent wirkte ein eigener Komponist und so entstand im Laufe der Jahrhunderte eine Fülle an musikalischen Werken für den Eigengebrauch. „Je nachdem, welcher Abt im Kloster St. Mang gerade der Gemeinschaft vorstand, nahm die Musik einen zentralen Platz ein“, erzählt Musikerin Petra Jaumann-Bader, die zusammen mit einer Musikwissenschaftlerin das Konzept für musikalische Stadtführungen in Füssen entwickelt hat. „Das Wirken von Abt Gallus Zeiller ist für die Füssener Musikgeschichte besonders prägend gewesen.“ Der Priester und Organist stand dem Konvent von 1750 bis 1755 vor und unterrichtete an der klostereigenen Schule neben Latein auch Musik. Während seiner Zeit als Abt schuf er drei Sammlungen von Kompositionen, unter anderem Wechselgesänge zu den Klageliedern der Passionszeit. Er schrieb sie für seine Mönche und damit für den liturgischen Bedarf.

 

 

Im Barock blühte das musikalische Schaffen in den Klöstern noch mehr auf. Nun wurden die Gesänge auch instrumental begleitet und das Spielen eines Musikinstruments gehörte zur „Handarbeit“, die nach der Benediktregel für jeden Mönch Pflicht war. So gab es in St. Mang neben dem Chor und einem Streichinstrumenten-Ensemble vermutlich auch ein kleines Orchester, in dem Mönche und Klosterschüler zusammen musizierten.

Zu Gallus Zeillers Zeit war aus der verschachtelten mittelalterlichen Klosteranlage bereits ein barocker Prachtbau geworden und die einfache Klosterkirche St. Mang zu einer Barockbasilika nach italienischem Vorbild umgebaut worden. Ein großartiger Klangraum war entstanden, dem der Abt mit zwei besonderen Orgeln Flügel verleihen und für genau den er seine Werke ab jetzt schreiben wollte. Er beauftragte den Füssener Orgelbauer Andreas Jäger mit dem Bau einer kleinen Chor- und einer großen Orgel auf der Westempore. Mit ihren vielen Registern sorgten sie für ein völlig anderes Klangerlebnis und die Gottesdienste konnten viel festlicher gestaltet werden. Zuvor  hatte es im Kloster nur eine Prozessionsorgel gegeben, die von Ort zu Ort getragen werden musste.

 

 

Besonders die kleine Orgel für den Chorraum hinter dem Hochaltar forderte den Orgelbauer heraus. Hinten war das Chorgestühl fest eingebaut, links und rechts waren Türen, die nicht verdeckt werden durften, und auch die Sicht der Mönche auf den Hochaltar sollte frei bleiben.

Wohin also mit den großen Pfeifen? Was wie ein Altartisch im Chorraum aussieht, ist das Ergebnis von Andreas Jägers Überlegungen – und birgt eine echte Überraschung. Petra Jaumann-Bader öffnet mit ein paar Handgriffen den Holzbau, zieht fest an einem Lederriemen und schon kann Kirchenmusikerin Helene von Rechenberg vorne mit dem Orgelspiel beginnen. Doch wo sind die Pfeifen und wo der Blasebalg, der der Orgel Luft zuführt?

 

 

Jägers Lösung: Die Pfeifen sind waagrecht einbaut – deshalb wird dieses Instrument als „liegende Orgel“ bezeichnet. Wer sich auf die Suche nach der Luftzufuhr macht, wird nebenan im Klostergebäude fündig und zwar eine Etage unter dem Chorraum im Kreuzgang. „Andreas Jäger hatte eine gute Vorstellung von der vielschichtigen Architektur des Klosters und welche Räume er nutzen konnte. So hat er aus Platzmangel im Kreuzgang einen Zwischenboden eingezogen und den Blasebalg hier eingebaut“, erklärt Petra Jaumann-Bader begeistert.

 

 

Orgelspiel war vor der Elektrifizierung und ist hier heute noch Teamarbeit. Der Organistin geht ohne Unterstützung sprichwörtlich die Luft aus. „Da gibt es viele Geschichten und Anekdoten, wie die Helfer und Ministranten ihren Einsatz verschlafen haben“, erzählt die hauptamtliche Kirchenmusikerin Helene von Rechenberg.

Wer die beiden Musikerinnen live erleben will, der hat im September und Oktober die Gelegenheit dazu. In dieser Zeit findet immer mittwochs das musikalische Mittagsgebet im sonst nicht zugänglichen Chorraum statt. Wer will, darf dann auch selbst Fitnessübungen an den Lederriemen machen und sich als sogenannter Kalkant betätigen, um dem Instrument Luft zuzuführen. „Da braucht’s schon ordentlich Kraft, wenn die Organistin alle Register zieht und volles Werk spielt“, erklärt Petra Jaumann-Baden und lacht. Eine Spezialführung mit Konzert gibt es außerdem am 14. Juni im Rahmen des Programms „Im Orgelhimmel“ anlässlich des 250. Todestag von Andreas Jäger.

 

 

 

Von Juni bis August ertönt zum Mittagsgebet die große Orgel auf der Westempore. 2800 Pfeifen mit ursprünglich 38 Registern fertigte der Füssener Orgelbauer Andreas Jäger für sein wohl bedeutendstes Werk. Es zählt zu den schönsten Barockorgeln Süddeutschlands, ist im Inneren aber stark verändert worden. Den mit vielen musizierenden Figuren geschmückten, barocken Prospekt, also das Orgelgehäuse, schuf der Pfrontener Bildhauer Peter Heel. Von oben dirigiert König David das himmlische Orchester mit dem 24-köpfigen Engelschor. „Die Figuren liefern über die Kunst hinaus auch historische Informationen. An den Musikengeln kann man zum Beispiel schön ablesen, wie die historischen Instrumente wohl ausgesehen haben. So hat die Oboe noch keine Klappen und die Geige keinen Kinnhalter“, erklärt die Konzertorganistin Helene von Rechenberg.

Sie ist erst seit einem Jahr in Füssen. Die Wahl auf die Stadt am Lech fiel unter anderem auch aufgrund der historischen Gebäude und Instrumente. „Ich habe da Bilder im Kopf, wie die Menschen früher die prachtvollen Kirchen und die Musik wahrgenommen haben. Die Räume flößen mir Respekt ein und inspirieren mich gleichzeitig. Ich findet es sehr erhebend, in einer langen Reihe von Kirchenmusikern zu stehen, die am Kloster und in den umliegenden Kirchen schon gewirkt haben. Ich will auf alle Fälle diese Tradition fortzusetzen, aber auch neue Wege beschreiten.“ Seit Kindesbeinen an gefällt es der Organistin, wenn ihr ganzer Körper mit Klang gefüllt wird und freut sich darüber, wenn auch die Besucher in der Musik „baden“. Diese kommen oft gezielt, aber manchmal auch unverhofft in den Genuss der Orgelklänge, wenn sie die Kirche besichtigen, und sind von der Akustik und vom Gesamtkunstwerk „Raum und Klang“ in St. Mang begeistert.

 

 

Petra Jaumann-Bader zeigt noch ein kleines Geheimnis und öffnet dafür eine von außen nicht sichtbare Türe am Orgelgehäuse. Auf der Innenseite haben sich einige Organisten und Orgelbauer verewigt. Auch sie ist als freischaffende Musikerin ist stolz darauf, dieses Erbe weitertragen zu dürfen und den Zuhörern schöne Momente zu bescheren. „Die Menschen brauchen leibliche, geistige und seelische Nahrung. Essensfotos bekommen wir tausendfach aufs Handy, aber die Seele kommt meiner Meinung nach zu kurz. Es ist unsere Aufgabe als Künstlerinnen, die Seele zu nähren und einen Raum zu schaffen, in dem sie sich etwas nehmen kann.“ Und ihre Kollegin Helene von Rechenberg ergänzt: „Wir bieten mit dem Mittagsgebet quasi eine geistig-seelische Wellnesskur an.“

 

 

 

Das Schaffen des Orgelbauers Andreas Jäger war enorm. Insgesamt baute er 30 Orgeln, davon sechs für Füssener Kirchen. Zum 250. Todestag ist ihm in diesem Jahr das Programm „Im Orgelhimmel“ mit Vorträgen, Führungen und Konzerten gewidmet. Eine tolle Gelegenheit, einmal zu sehen, woher der Klang einer Orgel kommt und mit Petra Jaumann-Bader und Helene von Rechenberg  auf Emporen zu steigen, die sonst für Besucher nicht zugänglich sind.

Ein Schmuckstück ist unter anderem die kleine Orgel in der Heilig-Geist-Spitalkirche von 1734. Ein leichtgängiges Instrument mit nur vier Registern, mit dem Organisten die gerade in der Barockzeit geforderten kurzen Zwischenspiele improvisieren konnten. Sie ist fast im Originalzustand erhalten. Da sie eigentlich für die Füssener Kirche St. Sebastian gebaut wurde, steht sie heute in der Spitalkirche nah an der Emporenbrüstung, die gleichzeitig als Sitzbank für den Organisten dient. Doch Petra Jaumann-Bader macht es nichts aus, so nah am „Steilgefälle“ zu sitzen. „Das ist doch fast unglaublich, dass wir hier den genau gleichen Tönen lauschen können wie die Menschen vor fast 290 Jahren.“ Auch die ausgefeilte Technik und der Ideenreichtum des Orgelbauers begeistert sie immer wieder.

In der Kirche „Unsere Liebe Frau am Berg“ steht Andreas Jägers letztes Werk. Er wohnte nur ein paar Häuser weiter. Die Gestaltung des Orgelwerks ist ziemlich ungewöhnlich: Die großen Orgelpfeifen sind außen angeordnet. So konnte Jäger geschickt den Windkanal verbergen, der wie ein Kamin zu den Blasebälgen auf dem Dachboden der Kirche führt. Hinter der Orgel hängen zwei Seile herunter. Werden sie gezogen, wird sie mit Luft versorgt.

 

 

In der Kirche St. Sebastian am Alten Friedhof proben Helene von Rechenberg und die französische Flötistin Agnès Blanche Marc derweil für die „Füssener Festtage Alter Musik“, die in diesem Jahr Premiere haben. Die beiden wollen mit ihrer Auswahl an europäischer Musik des 17. und 18. Jahrhunderts für Blockflöte und Orgel vor allem den völkerverständigenden Aspekt der Musik erlebbar machen. „Komponisten und Musiker tauschten sich über nationale und konfessionelle Grenzen hinweg aus, auch hier in Füssen. Das hat beide Seiten inspiriert und es flossen neue Stilelemente in die Kompositionen ein.“ In St. Sebastian wird Helene von Rechenberg ebenfalls an einer Orgel von Andreas Jäger spielen. Direkt unter ihr an der Empore stimmt der Tod mit ein. Auch er sitzt an einer Orgel. Eine Erinnerung daran, wie vergänglich auch schöne Momente sind.

 

Hochkarätige Künstler aus Deutschland und Europa werden bei den „Füssener Festtagen Alter Musik vom 7. bis zum 11. Juni an 22 Spielorten in der Stadt auftreten. Alle Programmpunkte haben einen Füssen-Bezug. Auch Vorträge zur Musikgeschichte der Stadt wird es geben. Um diese wissenschaftlich zu erforschen, und bei den Festtagen die zwischen 1400 bis 1800 entstandenen Kompositionen wieder aufzuführen und in den Kontext der jeweiligen Zeit zu stellen, wurde eigens der Verein „Füssener Festtage Alter Musik“ gegründet. So sollen die musikalischen Schätze Füssens Stück für Stück gehoben werden.

Helene von Rechenberg engagiert sich wegen ihrer Liebe zur Alten Musik auch als Mit-Intendantin der Festtage. „Füssen gefällt mir sehr. Für eine so kleine Stadt ist es wirklich enorm, was auf so engem Raum alles an Geschichte und Kultur geboten ist. Wir wünschen uns, dass ihr kultureller Wert immer mehr erkannt und sie zu einem Leuchtturm weit über die Region hinaus wird.“